Was ist dran an der Rezession im Luftverkehr?
Von Thorsten Neitzel (05.05.2002)
Wir alle kennen das: Seit Monaten hören und lesen wir von der Rezession im Luftverkehr. Anerkannte Luftfahrtunternehmen und -Zulieferer kommen ins Straucheln, ins Trudeln um in der FLiegersprache zu bleiben, melden sogar Insolvenz an. Schuld daran: Der 11. September, sagt man. Auf der Gegenseite: Flugplatzerweiterung Kassel-Calden, Mönchengladbach, Ausbau der Flughäfen München oder Frankfurt und viele mehr...
Nehmen wir aus nahegelegenen Gründen mal Frankfurt. Die Drehscheibe der Luftfahrt in Deutschland, Arbeitsplatzmagnat und Cash-Flow-Garant für viele im Rhein-Main-Gebiet und weiterer Umgebung ansässiger Unternehmen. Seit Monaten dauert die Diskussion über die Flughafenerweiterung, Monate auch dauern die Beschwerden von Lufthansa & Co. über die schlechten Zeiten bedingt durch Terror.
Es werden Flüge gestrichen, wo es nur geht, sogar Flugzeuge in die Wüste geschickt. Georderte Flugzeuge abbestellt. (Dies ist übrigens wirklich ein Problem, nämlich das von den Herstellern und Zulieferern). Wunderlich, dass noch kein massiver Stellenabbau eingesetzt hat. Wunderlich? Naja, nicht so ganz, denn wenn man sich mal mit Lotsen der DFS unterhält, die in Frankfurt auf Approach sitzen oder im Tower, dann ist das Verkehrsaufkommen am Frankfurter Rhein-Main-Airport zwar nach dem 11. September mal zurückgegangen, aber nur für die paar Tage, die von der Transatlantiksperrung betroffen waren. Kurz darauf war alles wieder annähernd normal.
Eben nur nicht bei den Airlines. Drängt sich hier doch der Verdacht auf, dass unter dem Deckmantel der Terroranschläge vom 11. September ein Fass aufgemacht wurde, in dem die ganzen Management-Unachtsamkeiten der letzten Jahre versteckt wurden. Da kann man die Gunst der Stunde doch mal nutzen und dicke rote Zahlen schreiben, denn dafür hagelt es in .de ja Subventionen und Provisionen was es das Zeug hält. Ob dieser Schachzug allerdings in die richtige Richtung geht, ist höchst fraglich. Und die ganzen gestrichen Flüge. Vielleicht waren die ohnehin schon fällig? Unrentabel?
Unsere Flughafenausbaugegner indes stürzen sich auf die angeblich rückläufigen Zahlen und halten den Ausbau des Rhein-Main-Airport nun für überflüssig. Dabei hatten doch die Jahre davor alle darauf hingearbeitet, dass der Flughafen ausgebaut wird, denn das brauchten wir ja unbedingt. Was stimmt denn nun? Brauchen wir den großen Airport? Können wir vielleicht in EDDF die damals ebenso umstrittene Startbahn West wieder abreißen? Oder doch lieber Erweiterung, damit auch Deine Familie nächsten oder übernächsten Monat in Urlaub fliegen kann? Fest steht jedenfalls, dass die Flugbewegungen in Frankfurt (wahrscheinlich in ganz Europa) nicht weniger geworden sind. Klar: Die Presse schreibt über Flug-Streichungen. Aber selten über die Alternativ-Flugrouten, die dafür aufgenommen wurden, denn die Flugbewegungen sind ja da...
Fragen über Fragen. Und: Keine Antworten. Jedenfalls keine allumfassenden. Aber: Eine Meinung. Und die lautet: Die Flughafenerweiterung EDDF kommt auf jeden Fall. Weil notwendig. Für meinen Arbeitsplatz, für Deinen Arbeitsplatz. Und für 60.000 weitere, die direkt am oder für den Fraport arbeiten, und für viele weitere Hunderttausend, deren Arbeit direkt von der guten Infrastruktur des Flughafens Frankfurt abhängen.
Und die Rezession? Ach ja. Die....schaffen wir in den nächsten Tagen beiseite. Wenn noch ein paar von den "Kleinen" glattgebügelt sind, dann machen wir das Fass wieder richtig auf, oder...?
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